Das Springkraut mit Migrationshintergrund

Veröffentlicht am 11.10.2010 in Allgemein, Gartenpflanzen

Fahrradtouren entlang an heimischen Flüssen sind nicht nur besonders idyllisch, sondern haben auch den Vorteil, dass keine allzu großen Steigungen vorkommen. Gerade in letzter Zeit ist mir bei solchen herrlichen Touren aufgefallen, wie stark sich das Indische bzw. Drüsige Springkraut vor allem an Uferböschungen ausgebreitet hat, obwohl es doch zu den Neophyten gehört. Was bedeutet diese Bezeichnung genau? Neophyten sind Pflanzen, die durch den Menschen in Gegenden eingeführt wurden, an denen sie ursprünglich nicht beheimatet waren. Da sie dort oftmals keine natürlichen Konkurrenten oder Feinde haben oder ganz andere Lebensbedingungen vorfinden, können sie zum Problem werden, vor allem wenn sie die ursprüngliche Vegetation verdrängen. Nachdem ich interessehalber bezüglich des Indischen Springkrauts im Internet recherchierte, erfuhr ich, dass sich der Einwanderer besonders in den letzten 10 Jahren bei uns explosionsartig in der freien Natur ausbreitete.

Springkraut

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Indische Springkraut wegen seinem bezaubernden Aussehen von Reisenden mit nach Europa gebracht. Zunächst hielt es in englischen Gärten Einzug, später wurde es auch in deutschen Gärten angepflanzt. Es stammt ursprünglich aus indischen Himalayagebieten. Wie sein Name schon sagt, hat es eine ganz besondere Art der Fortpflanzung, die in der kargen Gegend des Himalayas sinnvoll und nützlich war. Reife Samenstände, die sich in einer Schote befinden, platzen bei der geringsten Berührung auf, dazu genügt sogar schon ein kleiner Regentropfen. Dabei werden die Samen bis zu 7 m weit geschleudert. Kein Wunder, dass Jungpflanzen bei uns bald nicht mehr nur innerhalb geschlossener Gärten wuchsen, sondern auch immer mehr dieser Samen in der freien Natur keimten. Zudem kann das Saatgut schwimmen und bleibt 4-5 Jahre keimfähig, wodurch sich das fremdländische Springkraut gerade mit Hilfe von Bächen und Flüssen immer weiter verbreitete. Wahrscheinlich hat auch sorglos weggeworfenes Grüngut die extreme Ausbreitung noch zusätzlich unterstützt. Heimische Uferpflanzen, die mit ihrem tiefem Wurzelwerk ehemals dafür sorgten, dass das Erdreich an Flussufern Halt hat, wurden nach und nach vom Springkraut überwuchert, so dass diese mit der Zeit abstarben.

Das Springkraut hat trotz der gigantischen oberirdischen Pflanze nur einen etwa Tennisball großen Wurzelballen. Es ist somit nicht in der Lage, Böschungen ausreichend zu befestigen, so dass diese instabil und vom fließenden Wasser mitgerissen werden. Deshalb stellt das Springkraut, trotz seinem attraktiven Äußeren, ein ernsthaftes Problem in unserer heimischen Fauna dar und wird deshalb in manchen Gegenden bekämpft. Wie zum Beispiel im Bayerischen Wald, wo es sich extrem ausgebreitet hat. Sinnvoll ist ein komplettes Ausreißen der Pflanze per Hand bevor der Samen ausgereift ist. Das ist natürlich sehr zeitintensiv.