Das Rotkehlchen

Veröffentlicht am 13.01.2011 in Allgemein, Tiere im Garten

Wer diesen Gast am Vogelhaus sieht, muss nicht lange überlegen oder im Vogelkundebuch blättern. Die orange-rote Brust ist das typische Markenzeichen der Vögel, von denen uns die meisten ihrer Art über den Winter Gesellschaft leisten. Doch nicht alle Rotkehlchen bleiben hier. Manche zieht es auch in mildere Gefilde, vor allem die Weibchen. Dafür kommen Populationen aus Nord- und Osteuropa über die kalten Monate zu uns nach Deutschland.

Manchmal kann man sogar im Winter das sehr hohe Trällern des Rotkehlchens hören. Es hält sich liebend gerne rund um den Komposthaufen auf, denn dort lebt auch jetzt im Winter sein eigentlich bevorzugtes Futter, nämlich Raupen, Spinnen und Würmer. Bei milderen Temperaturen kann dort der eine oder andere Happen erbeutet werden. Beeren, die jetzt noch an verkahlten Ästen hängen, sind eine beliebte Abwechslung im Speiseplan. Ansonsten labt sich das Rotkehlchen am Futterhäuschen und nascht dort am Fettfutter oder pickt die Körner auf.

In der ersten Märzhälfte geht es dann schon wieder los mit dem Eierlegen. Davor muss allerdings das Nest tiptop sein. Die meisten Rotkehlchen bauen ein sogenannten Bodennest in Böschungen, im Gestrüpp, in hohlen Baustümpfen oder in Mauerlöchern. Das Nest mit einem Durchmesser von etwa 13 cm ist oben offen, hat die Form eines Napfes und besteht aus allem, was die Natur her gibt: Laub, Moos, Pflanzenstängel und feine Wurzeln. Damit es innen schön weich ist, wird mit Tierhaaren, Federn und Pflanzenwolle ausgepolstert. Man zieht aber auch gerne als Nachmieter in Altnester von Singdrosseln und Goldammern ein. Selbst weggeworfene Dosen, Töpfe oder Eimer dienten bereits als Rotkehlchendomizil. Manchmal benutzen sie sogar angefertigte Nischenbrüternistkästen, vorausgesetzt sie hängen nicht zu hoch. Mit zweimaligem Brüten und jeweils ca. 6 Eiern pro Gelege sorgen die Rotkehlchen für den Fortbestand ihrer Art.

Wer möchte, dass sich Rotkehlchen im Garten ansiedeln, darf kein Ordnungsfreak sein, denn die zierlichen Piepmätze lieben Gestrüpp, Hecken und erdnahe dichtere Vegetation. Der bevorzugte Lebensraum sind Sträucher außerhalb von Ortschaften in der Nähe eines Baches oder Sees. Ursprünglich hielten sich die Vögel vorrangig in Auwäldern, sowie Laub- und Mischwäldern auf, es musste nur ausreichend Bewuchs in Bodennähe vorhanden sein. Rotkelchen sind Wasserratten, das merkt man vor allem, wenn man eine Vogeltränke im Garten stehen hat. Sie lieben das Planschen über alles, sogar im Winter. Dann baden sie sogar auf einer Eisfläche, sobald etwas Wasser darauf steht. Das Ganzkörperbad wird bevorzugt in den Abendstunden genommen. Morgens reicht eine Federwäsche aus Regen- oder Tautropfen. Ja, Rotkehlchen überzeugen mit ihrer Reinlichkeit.

Die Nächte verbringen die Singvögel üblicherweise in dichtem Gebüsch. Bei sehr strengem Frost suchen Rotkehlchen auch gerne Unterschlupf in einem Taubenschlag oder in einem Hühnerstall. Dort ist die Temperatur dann doch erträglicher. Wer könnte es ihnen verdenken?