Julfest oder Wintersonnenwende 2010

Veröffentlicht am 22.12.2010 in Allgemein

Wer sich der Natur sehr intensiv verbunden fühlt, lässt sich auf sie ein, mehr noch, er gibt sich wohlweislich dem Kreislauf des Lebens hin. Uns zivilisierten Menschen scheint ein großes Stück davon abhanden gekommen zu sein, leider. Zeigt der Winter mal wieder seine Krallen in Form von Eis und Schnee, stürzt ein Land ins Chaos. Unsere Ahnen waren den natürlichen Begebenheiten noch weitaus mehr ausgeliefert und doch wussten sie sich auf ihre ganz besondere Art und Weise zu helfen. Sie zelebrierten ihre Feste im Jahresverlauf und hatten für alles eine spezielle Gottheit, die zuständig war und alles richtete. Das handhabten nicht nur die alten Römer und Griechen so, sondern auch unsere germanischen und keltischen Vorfahren.

Ein ganz wichtiger Termin im Altertum war das Julfest, das mit der Wintersonnenwende bzw. mit dem Winteranfang einher geht. Jul heißt übersetzt Rad, in diesem Falle Jahresrad. Heuer hat die Sonne am 22.12.2010 ihren tiefsten Stand. Genauer gesagt, steht die Sonne am 22. Dezember um 00:38 Uhr MEZ auf 23,4° südlicher Breite. Das ist der Zenit, also der Punkt, an dem die Sonne am weitesten von der nördlichen Erdhalbkugel entfernt ist. Ab diesem Datum geht es sozusagen wieder aufwärts und die Tage werden wieder länger. Während es am 22.12.2010 nur 7 Stunden und 45 Minuten lang hell ist, werden es an Sylvester bereits 4 Minuten mehr sein.

Hoffnung spendete die Große Göttin, die jedes Jahr zum Julfest ihrem Sohn, dem Sonnengott, aufs Neue das Leben schenkte. Und er war es, der das Licht und die Wärme den Menschen zurück brachte. Im Zuge der Christianisierung wollte man die alten heidnischen Feste ausmerzen und legte für den 24. Dezember Weihnachten als das Fest der Christi Geburt fest. Doch einige Bräuche haben sich trotzdem hartnäckig gehalten. So werden im hohen Norden noch immer brennende Sonnenräder aus Holz und Stroh über die schneebedeckten Hänge talabwärts gerollt. Der Julblock, ein Baumstumpf einer Eiche, wird von diesem Feuer entzündet und darauf der Julbock für Wodan geopfert. Ein schwedisches Möbelhaus hat deshalb alljährlich im Dezember Julböcke aus Stroh im Angebot.

Alle, die die Kälte und die Dunkelheit nicht mögen und im Winter am liebsten nach Mallorca auswandern würden, fiebern sicherlich bereits der Wintersommerwende entgegen. Denn dann ist zumindest mal der Höhepunkt der Dunkelheit überschritten und in diesem Jahr hoffentlich auch der Kälte. Ab dann kann es eigentlich nur noch besser werden!