Zitronengewächse

Veröffentlicht am 28.12.2010 in Allgemein, Früchte

„Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn,
im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn,
ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl?
Dahin, dahin möcht‘ ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn.“

Aus „Wilhelm Meisters Lehrjahre“, Autor: Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)

In diesen Worten des großen deutschen Dichters und Denkers spürt man die Sehnsucht nach mediterranem Flair und nach dem warmen Klima, das in den Ländern herrscht, die ans Mittelmeer angrenzen. Besonders jetzt, wenn Deutschland mit Schnee und Eis bedeckt ist, kann man das Verlangen nach milderen Temperaturen nur allzu gut nachvollziehen.

Zitronenbaum

Den Mächtigen in Mitteleuropa erging es im 17. Jahrhundert ebenso. Sie besaßen das nötige Kleingeld, um sich zumindest ein Stück Mittelmeer-Ambiente in die Heimat zu holen. So entstanden die ersten Orangerien. Diese Bezeichnung umfasste zunächst lediglich die Ansammlung der exotischen Pflanzen. Später schloss der Begriff auch das Gebäude mit großen Fenstern mit ein, das in den Wintermonaten die empfindlichen Pflanzen vor der eisigen Kälte schützte. Dabei wurden die Zitrusbäume, die im Sommer einen sonnigen Stand im Freien hatten, komplett ausgebuddelt und über den Winter in der Orangerie vorübergehend im Boden eingepflanzt. Man kann es fast nicht glauben, aber erst als Andre Le Notre, ein Gärtner von Versailles, der von 1613 bis 1700 lebte, einen Kübeltransportwagen erfand, begann die Kultivierung der Zitrusgewächse in Kübeln. Der zweimal im Jahr fällige Standortwechsel gestaltete sich somit wesentlich einfacher. Zudem hatte es den Vorteil, dass in den Orangerien eine durchgehende feste Bodengestaltung möglich wurde und diese Räumlichkeiten in der warmen Jahreszeit auch für repräsentative Zwecke und natürlich auch für schillernde Feste genutzt werden konnten. Eine Orangerie war somit ein fester Bestandteil einer barocken Schloss- bzw. Gartenanlage.

Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten Palmengärten, die auch noch viele andere exotische Pflanzen beherbergten. Somit waren diese außergewöhnlichen Gewächse nicht mehr nur den Reichen vorbehalten. Jedermann durfte sich an der fremdländischen Flora erfreuen. Die typischen Orangerien traten in den Hintergrund, zumal der üppige Barock um ca. 1770 sein Ende nahm. Und doch ist es dank des Denkmalschutzes immer noch möglich, in restaurierten Schlossanlagen, den einstigen Glanz zu bewundern. Und noch immer gedeihen Zitronen- und Orangenbäume sowie Pomeranzen in riesigen Pflanzkübeln, die im Herbst für die anstehende Überwinterung mit Gabelstaplern in die Orangerie transportiert werden.

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